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Sportplatz Mellensee



Der Sportplatz von Mellensee liegt am Rand des Ortes, dort, wo die letzten Häuser langsam in Felder übergehen und der Blick frei wird auf den Himmel, der hier oft so weit erscheint, als wolle er die Welt umarmen. Es ist kein spektakulärer Ort, kein Stadion mit Tribünen oder Flutlichtmasten, kein Schauplatz großer Meisterschaften oder Fernsehübertragungen. Und doch trägt er eine Geschichte in sich, die sich nicht in Pokalen oder Statistiken misst, sondern in Erinnerungen, in Stimmen, in dem Klang von Kinderlachen und dem Echo von Schritten auf feuchtem Gras. Der Platz selbst ist aus einer Zeit, in der alles noch einfacher war. Kein Kunstrasen, keine elektronischen Anzeigetafeln, keine Drehkreuze. Nur eine schlichte, weitläufige Fläche, von Bäumen umgeben, mit einem rostigen Tor am Eingang, das in der Morgensonne golden leuchtet, wenn sich der Tau noch auf dem Boden hält.

Schon früh am Tag kommen die ersten, manchmal nur ein einzelner Läufer, der mit Kopfhörern über den Kiesweg joggt, manchmal ein alter Mann mit einem Hund, der nicht mehr springt, sondern gemächlich geht, und manchmal ein paar Jugendliche, die ihre Tornetze selbst flicken, weil ihnen der Platz mehr bedeutet als irgendein nagelneuer Bolzplatz in der Stadt. Hier wurde über Jahrzehnte hinweg alles ausgetragen, was sich austragen lässt: Freundschaftsspiele, hitzige Dorfderbys, Schulfeste, Staffelläufe und sogar einmal ein Heiratsantrag, mitten auf dem Elfmeterpunkt, begleitet vom Applaus zweier Mannschaften und einem Schiedsrichter, der das Spiel kurz unterbrach, um die Braut in die Arme zu schließen. Der Sportplatz war nie nur ein Ort für Sport, sondern ein Zentrum der Begegnung, ein Stück Seele des Dorfes, das auch dann weiter pulsierte, wenn der Ball längst still lag.

In Mellensee kennt jeder den Platz, auch wenn nicht jeder dort spielt. Die Linien sind oft verblasst, doch sie leben weiter in den Bewegungen derer, die sie einmal gezogen haben. Ein alter Platzwart, der den Rasen mit einem ausgedienten Traktor mähte, den er mehr pflegte als sein eigenes Auto. Eine Kindergärtnerin, die nach Feierabend Trainingsanzug trug und den Mädchen zeigte, dass man sich auch mit Schlamm an den Knien stolz fühlen kann. Und im Sommer, wenn das Licht bis in die späten Abendstunden über den Platz streicht, verwandelt sich der Ort in etwas Magisches. Die Schatten werden länger, Stimmen hallen über das Feld, und manchmal spielt jemand auf einer mitgebrachten Gitarre leise Akkorde, während Kinder barfuß durch das Gras rennen, als gehöre ihnen die Welt.

Doch auch der Sportplatz von Mellensee blieb nicht ganz unberührt von der Zeit. Es gab Pläne, ihn umzubauen, ihn zu modernisieren, zu vermarkten, ein Fitnesszentrum daneben zu setzen, eine asphaltierte Laufbahn, ein Multifunktionsgebäude mit Glasfassade. Doch der Widerstand war groß. Nicht aus Sturheit, sondern aus Liebe. Denn was viele nicht verstanden: Dieser Platz war nicht alt, weil er vergessen wurde. Er war alt, weil er getragen wurde. Von all den Menschen, die ihn in ihrem eigenen Rhythmus benutzten, belebten, schützten. Und so blieb der Platz, was er war. Eine offene Fläche für offene Herzen.

Es gibt Tage, an denen er leer da liegt, nur der Wind spielt dann über ihn hinweg, hebt ein paar Blätter, trägt den Duft der nahen Wälder über die Linien, die längst keiner mehr nachzieht. Und doch weiß jeder, dass dies nur das Innehalten ist, wie ein tiefes Einatmen. Denn der Sportplatz von Mellensee schläft nicht, er sammelt Kraft. Für das nächste Spiel, das nächste Fest, den nächsten Moment, der später einmal zur Erinnerung wird.

Created by potrace 1.15, written by Peter Selinger 2001-2017
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